Samstag, 7. März 1998

von Pekanbaru nach Bukittinggi



durch den Dschungel
Die Busfahrt nach Pekanbaru war das versprochene Abenteuer. Als wir aus dem Boot rausgingen, war es nur heiß und hell (grell). Tausende von Kindern saßen auf dem Boot und wollten dir dein Gepäck abnehmen. Der Hafen in Buton war klein und quirlig. Unmengen von Menschen standen zwischen den paar Holzhäusern herum. Als wir rauskamen, ließ Köm sich gleich von einem Kerl in seinen Bus zerren. Ich war sauer auf ihn, weil ich in der Menge festsaß und Schiß hatte, ihn zu verlieren. Der Bus war alt und es war super voll.
Köm der Glückliche ist so fett, daß keiner neben ihm sitzen wollte. Ich teilte mir die Bank mit einem Indonesier, ich glaube er hieß Prosa, der sich immer fetter machte. Ich hatte keine Chance, weil ich hoffnungslos zwischen den Sitzen eingeklemmt war.
Zwei Gestalten vor uns sahen super fertig aus, der eine kippte beim Schlafen fast vom Sitz. Irgendwann fing der eine der Beiden an, Köm zuzulabern. Die anderen um uns herum nahmen bald an diesem krepeligen Gespräch teil. Die Busfahrt wurde absolut genial, weil wir uns anfingen mit Händen und Füßen zu unterhalten. Porah, oder wie er hieß, war nachher so nett, mir aus dem Deutsch-Indonesisch-Buch einige Wörter vorzulesen. Ich krepelte mir total einen ab, sie ihm nachzusprechen. Die Leute waren total nett. Dann hielt plötzlich der Bus. 15 Min. vor der Ankunft hatte der Busfahrer Hunger. Wir sind in einem kultigen Restaurant abgestiegen. Die Indonesier halfen uns dort klarzukommen. Es gab Reis und dazu ganz viele super interessante scharfe Soßen, Fleisch, etc. Wir haben Kippen plus super viel Essen für 2 für 10.000 Rp bekommen.
Pekanbaru, die Hauptstraße
Nun sind wir in Pekanbaru, eine Stadt die groß, laut und häßlich ist. Überall liegt super ekliger Müll rum. Die Leute labern einen alle hier voll – freundlich doch nervig. Es war heiß, ich war super müde und wir mußten einen Schlafplatz finden. Köm bestand auf Klimaanlage. Super teueres, lautes Hotel! Sonst in Ordnung, besser als die letzte Absteige und halb so teuer.
Morgens sind wir wieder sehr früh aufgestanden, denn der Bus nach Bukittinggi fuhr um 7.30. Wir wußten mal wieder nicht worauf wir uns einließen! Aber alles war total prima. Der Bus kostete 6.000 pro Person (also nix!) für 7 Stunden Fahrt. Wir saßen ganz hinten neben der offenen Tür, in der die ganze Zeit Leute standen und noch nach Mitfahrern Ausschau hielten. Auch welche, die scheinbar gar nicht zu dem Busfahrer gehörten, versuchten noch Leute zum mitfahren zu überzeugen. Auf den Busboden wurde geascht, gespuckt und sonstiger Abfall wie ganz selbstverständlich hingeschmissen. Ein kleiner Junge, ca. 8 Jahre alt, wurde noch in P-Baru von seinen Eltern oder so in den Bus gesteckt, und die Leute kümmerten sich um ihn, als wäre es ihr eigener Sohn. Er kletterte von Frau zu Frau, die ihn jedesmal auf ihrem Schoß schlafen ließ, oder ihn verhätschelte. Jetzt wissen wir auch, warum immer Tüten im Gang hängen, die man sich nehmen kann. 1. Zum reihern, 2. Kommen in größeren Ortschaften oft fliegende Händler in den Bus um Fressalien zu verticken und die kommen dann halt teilweise in die Tüten. Der kleine Junge sah nach ca. 1-2 Stunden extrem nach kotzen aus und hat dann auch so´ne Tüte benutzt. Aber irgendwie stört einen das nicht, sondern es ist faszinierend, wie die Leute mit sowas umgehen. Und das ist dann halt wieder das Geniale, wenn man mal aus seiner Haut kommen kann und es so zu tun, wie die Indonesier.
Ungefähr um 10 oder 11 Uhr war der Bus so mega-voll, daß echt niemand mehr reinpaßte. Aber die vier Personen am Wegesrand mußten natürlich noch reingelassen werden. Ein super alter Mann vom Land war dabei, und ich gab ihm meinen Platz. Silke sagte mir später, daß es alle gewundert hat, aber sie waren auch total begeistert und waren sehr anerkennend. Vielleicht ist es nicht normal, wegen dem Ständedenken in Asien. Der Alte war sicher vom fast untersten Stand (konnte sich immerhin die Fahrt mit Frau und Kids leisten...) und der reichste (der Touri) gibt ihm in Ehrfurcht vorm Alter seinen Platz. Ich will mich hier nicht feiern, in Deutschland ist es ja fast selbstverständlich. Jedenfalls hab ich dann halb im Bus und halb in der Luft (naja, etwas übertrieben) in der hinteren Tür gestanden. "Eines der letzten Abenteuer dieser Zeit." Die Leute waren echt nett. Adressen austauschen scheint hier beliebt zu sein.
Wir kamen gegen 2 Uhr Nachmittag an in B-Tinggi. Am Busbahnhof war extrem-Chaos, und wir dachten, hier ist wieder kein Touri und nur Augen die uns anglotzen. Wir zwangen uns, erstmal zu Ruhe zu kommen bei Teh Manis (500 Rp). Im "Richtig Reisen" suchten wir "in aller Ruhe" ein Place to Stay.
Man darf das, glaube ich, nie übereilen, sonst nimmt man das erste Hotel, Losmen, Homestay was man kriegt. Erstmal runterkühlen, damit man nicht sofort in Lethargie oder Panik verfällt, wenn man nach 3-4 Absteigen keine gute gefunden hat. Life is slow in Indonesia.
Wir sind dann zum Munis per Bemo gefahren, wo eine extreme Touri-Ecke ist. Im Munis waren die Mandis ("Badezimmer") saupäkig. Es sollte 7.000 kosten, sagt uns ein Ami oder so. Er ist aus einem sauberen Homestay ins Munis gezogen, weil er sich abends gegenüber im Rendezvous vollaufen läßt und nur noch über die Straße stolpern muß, um sich wegzulegen. Trotzdem schien er nett zu sein. See you later, maybe.
Die Große Uhr in Bukittinggi
Wir wollten jedenfalls nicht dorthin und nahmen lieber einen längeren Fußmarsch von 3-4 Stunden auf uns, um nach einem sauberen, billigen, ruhigen, schönen Schlafplatz zu suchen. Wir sind so unorientiert hin- und hergegangen, daß wir zum abklappern der fünf, vielleicht mehr Hotels Ewigkeiten brauchten. Dabei gibt es hier Unmengen an Hotels, die Ziemlich eng stehen. Sagte ich ruhig, gerade veranstalten die Mopedfahrer draußen wieder den Höllenlärm. Letztendlich hatten wir die Schnauze voll vom Suchen. Unsere Ansprüche, daß wir ein Klo auf dem Zimmer, Sauberkeit und eine Aufhängmöglichkeit für ein Mosquitonetz gibt, schraubten wir immer weiter runter. Wir waren dann in einem Hotel, das relativ sauber war, nur hatten wir kein Klo auf dem Zimmer, dafür aber Frühstück. Tee und 1 Bananentoast, wie soll ich bloß davon satt werden? Die Nacht haben wir noch gegessen, telefoniert und uns dann um 21.00 abgelegt. Die erste Nacht, in der ich mal tief schlafen konnte. So ein tiefer Schlaf ist schon erholsam. Dann plötzlich, als wir an nichts schlimmes denkend schliefen, brach ein Höllenlärm los. Die armen Muslime beten ja auch nachts, und deshalb mußten wir die Schreie des Ausrufers ertragen. Ein armer Hahn wurde von dem Lärm aufgeschreckt und versuchte ihn mit seinem Geschrei zu übertönen. Wer sagte einmal, daß Hahnenschreie romantisch sind? Es war der blinde Haß. Selbst so ein friedlicher Mensch wie ich bekommt in solchen Situationen Mordgedanken. Naja, dank Robert hatte ich solche wunderbaren Ohrenstöpsel, die den Höllenlärm zum Säuseln brachte. Morgens haben wir endlich mal ausgeschlafen.
Morgens gab es das besagte Frühstück, war gut, aber ich hätte lieber den Hahn gegessen.
Am Abend vorher haben wir unsere Klotten gewaschen. Im Bottich mit Wipp-Express. Auf der Fahrt P.Baru -> B.Tinggi hat es angefangen zu regnen, als ich in der Tür stand. Den Leuten im Bus war es scheinbar zu wenig Regen (bujan?), um die Plane oben drauf zu installieren. Unsere Rücksäcke lagen auch oben. Ab und zu werden auch Körbe mit Gänsen oder Hühnern auf dem Dach transportiert. Die gucken dann oben durchs Netz über dem Korb. Wenn's regnet oder auch nicht, wird die Plane gnadenlos drübergespannt! Jedenfalls haben unsere Klamotten ein bißchen bujan abgekriegt und Silkes R-Sack ist nicht wasserdicht. Erst als es richtig losging kam die Plane drauf.
Beim Waschen kam dann der große Schock. Einige Sachen hatten Flecken von den R-Säcken gekriegt. Abgefärbt. Manche Flecken ließen sich partout nicht entfernen! Pech gehabt. Wir waren dann auch noch so clever und haben sie auf rostigen Wäscheständern getrocknet. Folge: Rostflecken... scheiß was drauf.


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